Science-Fiction-Dystopie um die verlustreiche Revolte in einem Zug, der die letzten Überlebenden der Menschheit transportiert.
Bong Joon-hos ''The Host'' und ''Mother'' wurde nicht nur in Südkorea zum Kassensegen, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus so bekannt, dass er nun seinem Landsmann Park Chan-wook (''Stoker'') folgt und sein internationales, englischsprachiges Debüt vorlegt. Mit einem High-Concept-Drama aus einer postapokalpytischen Zukunft vereint er Anspruch und Action, eine Reihe namhafter Charakterdarsteller und eine metaphernreiche Vision zu einer Dystopie, die einen ganzen Gesellschaftsentwurf in einen einzigen Zug packt.
Der rast durch eine Schneewüste, zu der unsere Welt wurde, als anno 2014 mit einem Kältesprühmittel dem Treibhauseffekt Einhalt geboten werden sollte - was einen katastrophalen Klimawandel auslöste: Die Zivilisation versank in einem ewigen Schneesturm, durch den eben jener Snowpiercer fährt, mit an Bord die letzten Überlebenden. Diese (darunter Chris Evans, Jamie Bell, John Hurt und Octavia Spencer) entwickeln wie die Insassen eines Gulags den Plan zur schon mehrfach gescheiterten Revolte und kämpfen sich nun Schott um Schott bis zur geheimnisumwitterten, heiligen Maschine und ihrem Kontrolleur (gottähnlich-versonnen: Ed Harris) voran.
Entworfen haben dieses Szenario ursprünglich die Franzosen Jacques Lob, Benjamin Legrand und Jean-Marc Rochette in ihrer Graphic Novel ''Schneekreuzer'' - eine Fantasy, die Bong zu einem Repressions-Actioner auf engstem Raum umsetzt und ihn reichlich schräg und bizarr ausfallen lässt. ''Brazil'' und ''1984'' koalieren in einem mitunter auch mal selbstverliebten Krieg von Reich gegen Arm, der oft genug an aktuelle Straßenschlachten diverser Unruhestaaten erinnert. Blutige Massaker wechseln sich mit surrealen und sinnierenden Intermezzi ab. Intelligenz und knallharte Action mit visuellen Effekten eines ''Ice Age'' widersprechen sich nicht in diesem ungewöhnlichen, philosophischen Zukunfts-Entwurf.
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